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Liebe Eltern,

mit diesem Brief möchte ich mich von Ihnen verabschieden. Zwölf Jahre, seit 2008, war ich Schulleiter an unserer Schule. Zwölf Jahre sind eine lange Zeit, in der viel passiert ist, so dass ich nur einige Stationen nennen möchte. Sofort zu Beginn meiner Zeit als Schulleiter sind wir eingestiegen in die Planung des Neubaus von Hengstäcker 4. Das alte Gebäude war im Februar 2008 vom Hochbauamt wegen Baumängeln geschlossen worden. Sieben Jahre räumlicher Enge hatte dies zu Folge. Zwei Interimsbauten konnten manches ersetzen, aber nicht den Speisesaal. Sieben Jahre lang wurde auf den Schultischen im Klassenzimmer gegessen. Sieben ganze Jahre hat uns diese Planung intensiv beschäftigt.

Im Jahr 2009 haben wir unseren Förderverein gegründet, der uns seither in vielen Bereichen gut finanziell unterstützt. Als Beispiel möchte ich nur die tiergestützte Therapie nennen, die vielen Schülerinnen und Schülern zugute kommt.

Ab dem Jahr 2010 gibt es an zwei Nachmittagen an unserer Schule die für Eltern kostenlose Nachmittagsbetreuung. Nach Anfangs zähen Verhandlungen mit der Stadt und den politischen Vertretern waren wir gemeinsam mit dem Elternbeirat schließlich erfolgreich und der Körperbehindertenverein konnte als Träger gewonnen werden.

Auch im Jahr 2010 wurde Stuttgart eine von fünf Modellregionen in Baden-Württemberg und so begann bei uns die Inklusion. Anfänglich war es nur eine Handvoll, heute sind es 32 Schülerinnen und Schüler, die wir an 20 verschiedenen Schulen mit Lehrerwochenstunden unterstützen. Und seit 2015 ist die Inklusion wichtiger Bestandteil des Schulgesetzes in unserem Bundesland. Mit der Inklusion bekamen die Eltern das Wahlrecht, ob sie ihr Kind auf ein Sonderpädagogisches Bildungs-und Beratungszentrum oder auf eine wohnortnahe allgemeine Schule schicken wollen, eine wichtige Veränderung.

Ein großer Tag kam dann im Juli 2015, als wir unser wunderschönes neues Schulhaus einweihen durften. Ein großer Speisesaal, eine Aula, viele schöne Klassenzimmer und Fachräume, breite Gänge und viel Platz um sich zu bewegen, alle waren begeistert. Und nicht nur ein neues Gebäude bekam unsere Schule 2015, sondern auch noch einen richtigen Namen. 53 Jahre lang hieß unsere Schule Schule für Körperbehinderte, eigentlich kein Name, sondern eine Bezeichnung. Jetzt sind wir die Margarete-Steiff-Schule. Für unsere Schülerschaft ist Margarete Steiff eine vortreffliche Identifikationsfigur. Schon vor 120 Jahren gelang es Margarete Steiff als Frau und als Mensch mit Behinderung im Rollstuhl eine geachtete und respektierte Position in der Gesellschaft zu finden. Erfolgreich kämpfte Margarete Steiff für ihren Schulbesuch und für ihre Bildung. Auch heute hat sie mit ihrem Leben Vorbildfunktion nicht nur für unsere Schülerinnen und Schüler.

Und die Bauplanung ging weiter, Hengstäcker 5 soll kernsaniert werden. Im Frühjahr 2017 nahm unsere Schule am Bürgerhaus der Stadt Stuttgart teil. Schüler, Eltern und Lehrer sammelten unermüdlich Unterschriften. Unter mehr als 2500 eingereichten Vorschläge erreichte unsere Schule mit dem Bauvorhaben Hengstäcker 5 den zwölften Platz, ein riesiger Erfolg. Aber es kam anders. Im Sommer 2018 schloss das Hochbauamt das Gebäude Hengstäcker 2 wegen Bauschäden. Seither plant nun die Stadt zuerst einen Neubau von Hengstäcker 2. So wird das Baugeschehen unsere Schule noch lange Zeit beschäftigen.

Die vergangenen drei, vier Jahre erreichte die Ruhestandswelle unsere Schule. Viele Kolleginnen und Kollegen verließen unsere Schule und begaben sich in den wohlverdienten Ruhestand. Mittlerweile wurde ein großer Anteil unserer Lehrerschaft ausgetauscht. Es freut mich sehr, dass wir ganz viele junge, sehr engagierte und sehr kompetente Kolleginnen und Kollegen an unsere Schule bekommen haben, die den Geist unserer Schule in bekannter Weise weitertragen. Und nun im Sommer 2020 wird die Sache rund, indem wir auch eine neue Schulleiterin bekommen.

Zwölf Jahre Schulleitung sind eine lange Zeit. Viel hat sich bewegt und viel hat sich verändert. In dieser Zeit gab es viele engagierte Eltern, mit denen wir gemeinsam die Schule vorangebracht haben. Für mich als Schulleiter war es immer wichtig und eine große Hilfe, dass wir in vielen Situationen gemeinsam mit den Eltern an einem Strang gezogen haben. Bei allen Eltern möchte ich mich dafür ganz herzlich bedanken. Mein besonderer Dank gilt dem Elternbeirat und den vielen Elternvertretern, die sich immer für unsere Schule eingesetzt und engagiert haben. Besonders herzlich möchte ich mich bei unserer Elternbeiratsvorsitzenden Frau Siepmann bedanken. Nahezu meine gesamte Schulleiterzeit war Frau Siepmann Elternbeiratsvorsitzende. Frau Siepmann bekleidet ihr Amt mit Herzblut und allergrößtem Engagement. Die gute Kooperation und die Verlässlichkeit war mir immer eine große Hilfe und dafür bedanke ich mich persönlich.

Liebe Eltern, mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlasse ich diese Schule. Die Schülerinnen und Schüler, die Kolleginnen und Kollegen, auch die Arbeit und die Verantwortung werden mir sehr fehlen. Aber natürlich freue ich mich auch auf die freie Zeit. Dem Unkraut in meinem Garten wird es nicht gut ergehen und die Radwege im Schurwald werden unsicherer, viele Dinge fallen mir ein. Aber ich werde der Schule auch erhalten bleiben, indem ich mich weiter im Förderverein engagiere. Natürlich hätte ich jetzt gerne gemeinsam mit Ihnen ein großes Abschiedsfest gefeiert, was aber gerade leider nicht möglich ist. Aber wir werden dieses Fest nachholen, wenn wieder viele Menschen ohne Sorge zusammen sein können und Sie natürlich dazu einladen.

Für mich war es eine gute Zeit an der Margarete-Steiff-Schule und gemeinsam mit Ihnen, den Eltern, haben wir erreicht, dass es immer eine gute Schule für unsere Schülerinnen und Schüler war.

Herzliche Grüße

Peter Otto

 

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